Die Steineklopfer aus Benin


Menschen bei der Arbeit

 

Die Steinbrecher von Parakou, Benin

Nur einen Steinwurf von der Strasse entfernt, liegt die weiße Felsenlandschaft. Der Stein wird Schicht um Schicht gesprengt, gebrannt, gebrochen und geschleppt. Der helle Bruch verkauft sich als Zierstein, 4 Euro ein Ölfass voll. An einer Öltonne arbeiten die Steinbrecherinnen zwei bis drei Tage.

Vorstellungsrunde beim Patron

Auf dem höchsten Punkt des Felsen thront der alte Patron unter einem Blechdach und hört Radio. Mit seiner Sippe vermietet er die Stände und das Werkzeug. Er fällt Entscheidungen, erteilt Rat, schützt und überwacht das Gelände und hat viele Freunde. Ständig ist er von seinen Neffen umringt, da er blind ist. Er hält eine kleine Ansprache, begrüßt den Besuch und erteilt die Erlaubnis zu fotografieren. Zur Verständigung wird ein Neffe mitgeschickt.

Im Kessel der Hitze

Im hinteren Teil des Felsen arbeiten die Heizer. Mit glutroten Holzstämmen bedecken sie den Stein fast eine Stunde. Die Hitze tanzt und flattert und lässt die Konturen des Felsens verschwimmen. In Plastiklatschen kommt der Mann mit dem dicken 25kg Eisenhammer. Zwanzig, vierzig Mal oder mehr holt der Mann bei Temperaturen von 70° C aus, schwingt sein Werkzeug über den Kopf und haut wuchtig auf den Fels. Der Stein ätzt und stöhnt. Der Hammer springt wie ein Gummiball zurück. Allmählich verändert sich der Klang der Schläge, der Stein wird porös. Der Boden vibriert stromlinienförmig, als tue sich gleich eine Spalte auf. Dicke Brocken platzen aus dem Fels und springen hoch, Steinplatten wölben sich.

Mit Haken wird der glühende Baumstamm zum nächsten Spreng-Ort gezogen.

Verarbeitung zu handgerechten Bröckchen

Die Frauen sammeln die Wackermänner ein und verladen sie in halb-aufgeschnittene gelbe Wasserkanister. Wie einen Schlitten ziehen sie so die Last zu ihren Arbeitsplätzen. Schräg gestellte Holzgestelle mit Blechdach. Als Schutz vor der Sonne, die schattenlos auf den hellen Stein prallt und lilienweiß reflektiert.

Unter ihren Stand sortieren die Frauen die Steine nach Farbe und Größe. Zwischen den Beinen zertrümmern sie mit dem Hammer die einzelnen Brocken zu handlichen Stücken. Monotones Klopfen und diese Klick Zerbrösel-Geräusche hallen von überall her, Gesprächfetzen und Babygeschrei mischen bei. Je nach Güteklasse werden die Bröckchen immer wieder geschüttelt, gesiebt geprüft und auf die einzelnen Schüsseln sortiert.

Verkauf frisch vom Erzeuger

Dann ziehen sie die Last zum Sammelplatz, wo die Steine in die Verkaufseinheit geschüttet werden. Meist jüngere Mädchen hieven bis zu 35 kg schwere Schüsseln hoch und kippen sie in die Tonne. Keine klagt oder unterbricht ihren Weg. Einige der Frauen sind schwanger.

Am Rande warten Männer mit ihren Eselskarren auf einen Auftrag zur Lieferung der Steine oder sie ziehen mit der Ware zum Markt.

Gegen 17 Uhr strömen die meisten Frauen zu dem einzigen Wasserhahn. Nach dem unterhaltsamen Waschen eilen sie nach Hause zum Kochen, zur Hausarbeit...

Die Dagebliebenen zünden ein Feuer an um Essen zu kochen. Die milden Lichter flackern in der Dämmerung, verstreut über den Fels wirkt der Ort fast romantisch.

 

Isa Wohlmann